Palästina und Israel: Ohne Glaube keine Hoffnung
14.12.2020
Palästinensische Christin und Friedensarbeiterin berichtet über die aktuelle Situation
(ÖRK/EMW) Für zahlreiche Palästinenserinnen und Palästinenser stellen die Bestrebungen im Kampf gegen COVID-19 nie dagewesene Herausforderungen dar. Die geschlossenen Läden haben sie ihrer Lebensgrundlage beraubt, was noch zu den bereits seit Jahren bestehenden Ungerechtigkeiten durch die israelische Besatzung hinzukam.
„Die Situation in Palästina ist alarmierend. Wirtschaftlich sind die Menschen verzweifelt; viele haben keine Arbeit und Schwierigkeiten, ihre Kinder zu ernähren. Wir sind in der Vorweihnachtszeit, aber in Bethlehem sind die meisten Läden wegen der Pandemie geschlossen“, sagt Nora Carmi, eine palästinensische Christin, die sich ihr ganzes Leben lang für Frieden und Gerechtigkeit eingesetzt hat.
In den 1960er Jahren waren rund zwanzig Prozent der Bevölkerung Christen. Heute beträgt der Anteil der Christinnen und Christen in Palästina ein Prozent. Doch leben immer noch Christen in Palästina, oft spielen sie eine wichtige Rolle innerhalb der Gesellschaft, beispielsweise in der Leitung von Schulen oder Institutionen oder an anderen angesehenen Posten in den Gemeinschaften.
„Den Zahlen zum Trotz sehe ich mich nicht als eine Minderheit. Dies ist der Ort auf Erden, wo unser Glaube begann. Wir haben in Palästina eine reiche Tradition von dreizehn Kirchenfamilien, die alle ausgezeichnete Arbeit leisten. Früh lernte ich die Bedeutung des Glaubens und des Werts des Landes, in dem Gott und die Menschheit sich trafen. Ich habe die Gabe geerbt, allen nach dem Bilde Gottes geschaffenen Geschöpfen zu dienen“, sagt sie.
Über die Jahre hat Carmi zum spirituellen Wachstum und zu konkreten Entwicklungen in Palästina und Israel beigetragen, indem sie verschiedene Gruppen kulturell und über glaubensbezogene Unterschiede hinweg miteinander verbunden hat. Sie hat immer in Jerusalem gelebt, doch ist sie heute als ständige Bewohnerin in einer sehr unsicheren Situation.
Sie arbeitete auch für verschiedene Organisationen wie YWCA, Sabeel und Karios Palestine. Obwohl Carmi heute im Ruhestand ist, ist sie immer noch eine aktive Person und Mitglied verschiedener Gremien. Sie erhebt ihre Stimme für den Frieden und die Gerechtigkeit für Palästina, Israel und die Welt.